Sehr geehrte SVP (von Jürg Halter)
Sehr geehrte SVP,
Du tust mir leid. Ich möchte Dir helfen. – Aber kann man mit Dir überhaupt ein ernsthaftes Gespräch führen?
Du hast keinen Anstand, keine Umgangsformen.
Du bist der rechtspopulistische, demokratiezersetzende Skandal an den man sich über die Jahre gewöhnt hat; deshalb bist Du umso gefährlicher für den sozialen Frieden in unserem Land.
Du bist nicht konservativ, willst nicht erhalten, Du bist destruktiv, willst zerstören, was nicht Deines ist.
Das einzige in dem Du wirklich gut bist, ist Ängste zu schüren, um diese folglich gewissenlos zu bewirtschaften. Du bist ein Angstbewirtschaftungskonzern. Erfolgreich verkaufst Du Selbstgerechtigkeit und Feigheit als Wehrhaftigkeit. – Wann hast Du zuletzt an Dir gezweifelt?
Es kann nur wieder und wieder gesagt werden: Du betreibst in erster Linie eine Politik für eine reiche Superelite, auf Kosten der Schwachen. Immer mehr für immer weniger.
Du glaubst noch immer ans Bankgeheimnis, setzt sich weiter für die Lockerung der Waffenexporte ein, schützt Diktatoren, verachtest gleichzeitig Menschen, die vor diesen flüchten, kniest vor steueroptimierenden reichen Ausländern und vor allem: Du betreibst eine Politik, die der Mehrheit Deiner eigenen Wählerinnen und Wähler schadet. Verachtung ist Dein Leitstern. Was ist nur los mit Dir? Mir kannst Du es ja sagen. An was fehlt es Dir? Liebe?
In der Schweiz gibt es keine Transparenz bei der Parteienfinanzierung. Was einem Land, von dem viele behaupten eine Idealdemokratie zu sein, unwürdig ist. Die direkte Demokratie hat ihre beste Zeit hinter sich. Auch dank Dir.
Um 90 Prozent der Werbeausgaben im Vorwahlkampf gingen auf das Konto von SVP und FDP (apropos: liberal war früher, FDP ist heute). Von wo das Geld für den ungleichen Kampf kommt, wollen beide Parteien nicht verraten. Aber es kann davon ausgegangen werden, dass das meiste davon von Banken stammt. Banken, die vom Staat fordern, dass sich dieser weiter abbaut, wenn sie diesen nicht gerade dazu nötigen von ihm gerettet zu werden, weil sie ja systemrelevant seien. O, Widerspruch! Welch ein pervertiertes Demokratieverständnis. Zum schämen.
Du bist vor allem finanziert und wirst läufig gehalten durch einen Mann, der mit Täuschungsmanövern, um nicht zu sagen Betrug, zu seinem Milliardenvermögen gekommen ist. Tut es nicht weh, so unselbständig zu sein? Von einem greisen Sugardaddy abhängig zu sein? Einem Sugardaddy, der sich Zeitung, um Zeitung, Meinung um Meinung, Journalist, um Journalist kauft („Basler Zeitung“, „Weltwoche“ u.a.) und gleichzeitig staatliche Medien zerfetzen will. Zur Erinnerung: Zu keiner Zeit gab’s in der Schweiz eine linke Mehrheit. Aber stets sind die Linken schuld an der bürgerlichen Mehrheitspolitik. O, Logik!
Hey, was sind eigentlich Deine nächste Ziele, Du Happy-Slapping-Phänomen? Weitere infantile Spass-Lieder? Krankenversicherung abschaffen? Frauenstimmrecht rückgängig machen? Einführung der Todesstrafe? Alleinherrschaft? Und dann?
Aus reiner Selbstlosigkeit möchte ich Dich, oh Zynismuszerfressene, mit meiner Solidaritätsaktion „6 Neue für die SVP“ in Deinem armseligen Kampf für die Schwächung der Schweizer Demokratie unterstützen.
Mein Kampagnenbudget: 0 CHF. Ich möchte Dir helfen, Dich selbst blosszustellen. Du hast es verdient.
Komm, Du einsame, paranoide, selbsternannte „einzige Partei“. Lass mich Dich umarmen. Ich möchte Dir Dein kaltes Herz erwärmen. Dich trösten. Dich vor Dir selber retten. Gemeinsam können wir es schaffen. Aus Nächstenliebe.
Besorgter Bürger Jürg Halter, Volksvertreter
P.S. An alle Mitleserinnen und Mitleser dieses Briefes: Nun ist es an euch. Teilt die frohe Botschaft! Teilt den Brief, teilt die 6 Slogans! Reibt sie allen (potenziellen) SVP-Wählerinnen – und Wählern unter die Nase. Bekehrt sie eines Besseren. Dummheit stirbt zuletzt. Und: Nicht vergessen, selber wählen zu gehen. Die Gegenaufklärung hat begonnen! Gegen die Herz-und Hirnlosigkeit!